Wie hängen Reformation und Aufklärung zusammen? Welche weltweiten Wirkungen hatten Schriften und Taten von Schweizer Reformatoren wie Zwingli, Bullinger und Calvin? Wie kommt es, dass die Eskalation der Konfessionskonflikte in der Eidgenossenschaft weitgehend ausblieb, anders als in den meisten anderen europäischen Herrschaftsräumen? Antworten auf diese und weitere Fragen zur Reformation erhalten Sie in einer facettenreichen Ringvorlesung.
Die Volkshochschule Zürich bietet die Gelegenheit, mehr über die historischen und geistesgeschichtlichen Ereignisse der Reformation im lokalen und regionalen Kontext zu erfahren. Herzstück ihrer Veranstaltungsreihe zum Reformationsjubiläum ist im Wintersemester 2017/2018 eine Ringvorlesung mit hochkarätigen Referenten. Diese gehen dem Einfluss nach, den die Schweizer Reformationsbewegungen auf verschiedene Regionen der Welt ausübten und beleuchten die Religionskonflikte der Alten Eidgenossenschaft sowie ihre Folgen für die heutige Schweiz. Schweizer Reformationsbewegungen waren nicht nur im eigenen Land wirkmächtig, sie hatten eine Ausstrahlung in die ganze Welt. Bestes Beispiel dafür ist der Calvinismus und sein Einfluss auf den angloamerikanischen Kulturkreis. Glücklicherweise wurde die Eidgenossenschaft nicht in die erste grosse europäische Tragödie, den Dreissigjährigen Krieg, involviert. Dennoch gab es konfessionell motivierte Konflikte. Nicht zuletzt den Sonderbundskrieg, der die Basis für den Bundesstaat legte.
Abschlussvorlesung:
5. Oktober 2018 | 14.00 – 16.00 Uhr | Uni Zürich-Zentrum, Rämistr. 71, 8006 Zürich, KOL-F-101
Die Schweizer Reformation, ein Welterfolg
Semesterschlussveranstaltung und Buchvernissage „Von Erasmus bis zum Sonderbundskrieg“
Prof. Dr. Peter Opitz
Die Hörerinnen und Hörer sind anschliessend an die Veranstaltung zum Aperitif eingeladen.
Einzelabende:
26.10. – 14.12.2017 8x donnerstags, 19:30 – 20:45
Erasmus von Rotterdam und die Schweizer Reformation
Dr. Christine Christ-von Wedel
Seit 1516 beeinflusste Erasmus ganz Europa und damit auch die Schweizer Reformatoren – insbesondere mit seiner Ausgabe sowie seinen Auslegungen des Neuen Testamentes. Einige seiner Anregungen, wie die Gewissens- und Kultusfreiheit, entwickelte Erasmus erst in Auseinandersetzung mit der Reformation.
War die Reformation ein zwingender Vorläufer der Aufklärung?
Prof. Dr. Bernd Roeck
Haben wir den Reformatoren die Aufklärung zu verdanken? Oder war das Zeitalter der Reformation gar ein mühsamer Umweg in die Moderne? Das Referat findet im Rahmen des Denkfestes im Volkshaus statt.
Zürcher Reformation: Ulrich Zwingli und Heinrich Bullinger
Prof. Dr. Peter Opitz
In Deutschland steht ausschliesslich Martin Luther im Rampenlicht – dabei hat gerade die Zürcher Reformation eine europäische Pionierrolle gespielt. Der Vortrag geht diesen Anfängen nach und versucht, Botschaft und Wirkung der Reformatoren Ulrich Zwingli und Heinrich Bullinger herauszuarbeiten.
Der Calvinismus und seine Ausstrahlung
Prof. Dr. Jürgen Overhoff
Der in Genf begründete Calvinismus breitete sich nicht nur rasch in Europa aus, seine Ausstrahlung reichte über den Atlantik bis nach Nordamerika. Benjamin Franklin, ein Gründervater der USA, propagierte die protestantische Arbeitsethik als wichtiges Prinzip seines Landes.
Vor dem Bruch – die Eidgenossenschaft im Konfessionskonflikt
Prof. Dr. Thomas Lau
Die Schlacht von Villmergen (1656) war geschlagen: Entweder reformierte und katholischen Stände einigten sich auf ein Ende der Kampfhandlungen, oder die Eidgenossenschaft würde in einen Konfessionskrieg mit europäischer Beteiligung driften. Das Referat illustriert, wie die Eidgenossenschaft die Eskalation vermied und sich so von anderen europäischen Herrschaftsräumen unterschied.
Die Täuferbewegung und ihre Zürcher Wurzeln
Prof. Dr. Andrea Strübind
Das Täufertum rekrutierte sich aus dem Sympathisantenkreis Ulrich Zwinglis in der Frühzeit der reformatorischen Bewegung Zürichs – das ist unbestritten. Der Beitrag fragt nach der Genese, dem theologischen Profil und der Wirkungsgeschichte der reformatorischen Täuferbewegung.
Konfessionalisierung, Dreissigjähriger Krieg und die Eidgenossenschaft
Prof. Dr. André Holenstein
Das Corpus helveticum blieb – mit Ausnahme der Drei Bünde – vom Dreissigjährigen Krieg verschont. Der Vortrag schildert die Wechselbeziehungen zwischen einem innerlich labilen Gemeinwesen mit zentrifugalen Kräften und einem Umfeld mit Grossmächten, die um die Vorherrschaft auf dem Kontinent rangen.
Sonderbundskrieg und Kulturkampf
Dr. Josef Lang
Mit dem Sonderbundskrieg war die Schlüsselfrage der ersten Etappe des langen Kulturkampfes entschieden: überkonfessioneller Nationalstaat statt lose Konföderation zweier konfessioneller Körper. Die Liberalen siegten militärisch relativ leicht. Die Kloster- und die Jesuitenfrage spielten dabei eine entscheidende Rolle.