Zum Auftakt dieser ambitionierten Reihe berichtet Jürg Kienberger in der Rolle des Zwingli aus einem fiktiven Briefwechsel, in dem er mit seiner Kindheit in Wildhaus und seiner Jugend in Wien, Bern und Basel aufräumt. Die weiteren Programmpunkte unterstellen Zwingli einen persönlichen Bezug zur Volksmusik seiner Zeit. Das provoziert reizvolle Gedankenspiele über das Verhältnis des Reformators zur Musik und richtet zugleich den Blick auf unser heutiges Verständnis von Musik als Tradition und im kirchlichen Zusammenhang.
Tatsache ist, dass Huldrych Zwingli ein engagierter Musiker war und dass er im oberen Toggenburg aufgewachsen ist. Da drängt sich die Vermutung auf, dass er auch eine starke Affinität zur Musik seiner Heimat gehabt hat. Diese Unterstellung ist der Grundgedanke, der dieser Veranstaltungsreihe zugrunde liegt.
Das anspruchsvolle Programm befasst sich mit einer breiten Palette an Themen, die immer wieder mit biographischen Bezügen zu Zwingli spielt. Seine Musikalität mag bereits während seiner Kindheit in Wildhaus geprägt worden sein. Ob die heute so gepflegte naturtönige Musik seiner Heimat damals schon existierte, wissen wir nicht. Viele heutige Instrumente gab es zu Zwinglis Zeiten aber bereits, etwa die verschiedenen Streichinstrumente und das Hackbrett. Die Laute war Zwinglis bevorzugtes Instrument. Er spielte sie gerne ganz für sich allein, allenfalls im Zwiegespräch mit Gott. Diese humanistische Hausmusik war alles andere als Volksmusik. Das von Zwingli verhängte Musikverbot in den Kirchen hielt sich lange. Doch in den Firstkammern der Bauernhäuser im Toggenburg begleiteten schliesslich Hausorgeln das häusliche Beten und Singen. Zunehmend wurden die Instrumente auch bei Festen zum Tanz eingesetzt. So sorgte Zwingli dafür, dass die Musik als Volksmusik in die Kirche zurückkam.
Veranstaltungen
Freitag 02.03.2018, 19.30, Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13
ALTE MUSIK – VOLKS MUSIK – Eine spekulative Begegnung
Die stetigen Klangveränderungen und Neuerungen in der Musik sind der Ausgangspunkt und das hintergründige Thema dieses Konzerts. Es stellt Klänge der Renaissance heutigen (alten und neuen) Volksmusikklängen gegenüber, so dass ein lebendiger, wenn auch nicht unbedingt reibungsloser Dialog ungleicher musikalischer Konzepte entsteht. Die Stilrichtungen tauchen damit in einen jeweils völlig anderen musikalischen und musikhistorischen Kontext ein. Dadurch entsteht eine neue Durchlässigkeit in der Kontinuität der Musikgeschichte, in der sich das Alte und das Neue bis zur Unkenntlichkeit durchdringen. Die Geigen sind in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts mit wenigen Ausnahmen fast vollständig aus der Tanzmusik verschwunden. In der sogenannten .Neuen Volksmusik der Schweiz erleben sie zur Zeit eine Renaissance.
In der Rekonstruktion von alten Spieltechniken sehen die Helvetic Fiddlers ein grosses Inspirationspotential für die Volksmusik der Gegenwart. Viel Wissen ist verloren gegangen, aber auch das Hören hat sich verändert. Der historische Korrektheitsanspruch spielt für diese Musiker eine untergeordnete Rolle. Sie bekennen sich dazu, dass eine orale Kultur immer nur einen Bruchteil der Informationen überliefern kann, auf deren Grundlage Tradition durch Neuerungen lebendig bleibt. Das Ensemble Le Miroir de Musique unter der Leitung von Baptiste Romain ist auf die Musik des Spätmittelalters und der Renaissance spezialisiert – von der Zeit der Trobadore bis zur Epoche der Humanisten im 16. Jahrhundert. Seine Mitglieder gehören zu einer neuen Generation von Interpreten Alter Musik. Sie sind fast alle Absolventen der Schola Cantorum Basiliensis. Im Vordergrund stehen ein reicher Klang, Umsetzung der musikalischen Intention und die verschiedenen Formen instrumentaler Virtuosität. Zudem die Absicht, ganz im Geiste und in Kenntnis der originalen Quellen ein lebendiges Bild der Umstände und des Repertoires von Mittelalter und Renaissance zu zeichnen.
HELVETIC FIDDLERS
Andreas Gabriel Geige Patric Stocker Geige Fabian Müller Bratsche Andy Schaub Kontrabass
LE MIROIR DE MUSIQUE T
abea Schwartz Viola d’Arco Claire Piganiol Harfe, Portativ Marc Lewon Laute, Quinterne Baptiste Romain Renaissance-Violine, Rebec, Dudelsack & Leitung
Sonntag 04. 03., 16.30 / 19.30, Kulturhaus Helferei, Kirchgasse 13
GANZ ALLEIN FÜR MICH – Fünf Soli
Ich singe und spiele ja wirklich nur daheim, ganz für mich und höre ohne Anspruch auf Lohn dem lieblichen Konzert zu – so schrieb Zwingli, als er sich mit dem Vorwurf konfrontiert sah, selbst die Musik zu machen, die er aus den Kirchen verbannt hatte. Die Laute, Zwinglis bevorzugtes Instrument, war in jedem aristokratischen Haushalt der Renaissance zu finden. Sie gehörte zum humanistischen Bildungskanon. Das Instrument ist intim, perfekt für den Spieler oder einige wenige Zuhörer. Zu Zwinglis Zeit war die Laute das führende Hausmusikinstrument.
«Fünf Soli» besteht aus zwei eigenständigen Konzerten. Der erste Teil ist bestimmt von klassischer Musik aus der jeweiligen Blütezeit der Instrumente. Der zweite Teil bietet eine Wiederbegegnung mit den selben oder verwandten Instrumenten der Lauten-Familie; er erweitert ihr Klangspektrum und lässt Unterschiede deutlicher hervortreten. Auch spielen die SolistInnen dann ein anderes Repertoire, in dem je nach Interpretation aktuelle Entwicklungen ihrer Musik zu hören sein werden.
16.30 bis 18.30
Erstes Konzert
Einführung: Roland Wächter im Gespräch mit Johannes Rühl
Sam Chapman Barocklaute
Iman Vaziri Tar
Yang Jing Pipa
Marc Lewon Renaissancelaute
Bahur Ghazi Oud
18.30
Apéro
19.30 bis 21.10
Zweites Konzert
Yang Jing Pipa
Sam Chapman Theorbe
Bahur Ghazi Oud
Iman Vaziri Tar
Marc Lewon Cetra
In Zusammenarbeit mit: Forum alte Musik Zürich
Mittwoch 07. März, Volkshaus
JODEL – STREICHEN – TANZEN – Klanglandschaft oberes Toggenburg
Brandhölzler Striichmusig
Jodelterzett Hersche / Looser
In Zusammenarbeit mit: Volksmusig im Volkshuus
Samstag 10. März KunstKlangKirche
LUPFIGE TÖNE AUS DER FIRSTKAMMER – Tanzen bei den «Stündlern»
Hanneli Musig und Gäste
Samstag 10. März KunstKlangKirche
VOLKSMUSIK & SPIRITUALITÄT – Ein Thementag
Mittwoch 14. März, Grossmünster
ZWINGLI IM ALPSTEIN – Töbi Toblers Hackbrettuniversum
Töbi Tobler und 18 Hackbrettler, Jodok Lingg (Trompete), Johannes Bär (Basstuba), Beat Weibel (Tenorsaxophon)
In Zusammenarbeit mit: moods
Freitag 16. März (Premiere), Theater Neumarkt
EINGEROCKT UND AUSGESUNGEN – Ein fernes Lied aus Zwinglis Kindheit
von und mit Jürg Kienberger und Claudia Carigiet
weitere Infos auf theaterneumarkt.ch
Sonntag 18. März, Volkshaus
ALTE VOLKSMUSIK – wie die groben paurn in hauffen schreyen
Andi Gabriel und Matthias Lincke (Geige), Dide Marfurt (Drehleier), Urs Klauser (Sackpfeifen, Cister, Schalmei, u.a.), Paolo Rossetti Murittu (Rahmentrommel), Matthias Härtel (Bass), Nayan Stalder (Hackbrett), Daniel Son (Drehleier, Schalmei, u.a.), Barbara Berger (Gesang)
In Zusammenarbeit mit: Volksmusig im Volkshuus