Die Reformation leitete ein Hinterfragen vermeintlicher religiöser Wahrheiten ein, und diese Veränderungen im Denken wirkten weit über den kirchlichen Kontext hinaus. Das Denkfest nimmt diesen zentralen Aspekt der Reformation auf und widmet sich in der diesjährigen Ausgabe ganz dem Thema «Reformationen des Denkens» – mit einem Mix aus Vorträgen und Podien zu religiösen und weltlichen Themen, ergänzt um ein Kulturprogramm.
Auf der Denkfest-Bühne im Volkshaus stehen unter anderem die Luther-Spezialistin Susan Karant-Nunn, der Philosoph A. C. Grayling. die Gedächtnisforscherin Julia Shaw, der Historiker Philipp Blom und die Reform-Muslimin Seyran Ate. Das Denkfest ist als kritisch-distanzierter und säkularer Beitrag zum Jubiläumsjahr konzipiert und wird von der Freidenker-Vereinigung der Schweiz und fünf Partnerorganisationen getragen.
02.11.2017, ab 19.30 Uhr – Eröffnungsabend
Historiker Bernd Roeck hält einen Vortrag über den Zusammenhang zwischen Reformation und Aufklärung, gefolgt von der Lancierung des Zwingli-Games «reformat Z:» der Blindflug Studios und dem Auftritt der Englischen Kabarettistin Kate Smurthwaite
03.11.2017, 9.00 - 17.15 Uhr / 19.30 - 22.30 Uhr
Tag zu «Reformationen des Denkens in der Wissenschaft»
Ben Moore, Professor für Astrophysik an der Uni Zürich erläutert, wie Entdeckungen in der Astronomie unser Weltbild erschütterten. Im Anschluss erzählen die Ex-Homöopathin Nathalie Grams und die Ex-Heilpraktikerin Britt Marie Hermes, wie sie begannen, ihre Disziplinen zu hinterfragen, und wie es ist, solche persönlichen Reformationen des Denkens zu durchleben. Lutz Jäncke, Leiter der Neuropsychologie der Uni Zürich führt aus, wie rational wir überhaupt denken können und seine Berufskollegin Julia Shaw zeigt, wie unzuverlässig unser Gedächtnis oftmals ist.
Am Abend: Konferenzdinner mit Science Quiz.
04.11.2017, 9.00 - 18.15 Uhr / 20.00 - 11.15 Uhr
Tag zu «Reformationen des Denkens in der Religion»
Nach einem Grusswort von Stadtpräsidentin Corine Mauch geht die Historikerin Susan Karant-Nunn der Frage nach, ob die Reformation von Luther Fortschritte für die Frauen brachte. Der Philosoph A. C. Grayling gibt einen Überblick über die Geschichte des Humanismus. Im zweiten Beitrag zu persönlichen Reformationen des Denkens erzählt der ehemalige evangelische Prediger Raphael Dorigo wie er begann, scheinbare Wahrheiten zu hinterfragen und eine neue Weltanschauung aufzubauen. Der Soziologe Jörg Stolz präsentiert seine Untersuchungen zur nichtreligiösen Bevölkerung der Schweiz. Zum Abschluss des Tages präsentiert die Anwältin und Menschenrechtsaktivistin Seyran Ate ihr Projekt einer liberalen Moschee in Berlin und diskutiert mit den beiden Zürcher Muslimen Kerem Adıgüzel und Abduselam Halilović die Frage, ob der Islam eine Reform benötige.
Am Abend:
Premiere des Theaterstücks über Religion und Macht «Prophet 3.0» - eine Adaption des Voltaire-Stücks «Le fanatisme ou Mahomet le Prophète». Regisseur Andrej Togni hat das Stück in die Gegenwart übertragen und zeigt, wie aktuell auch heute die Essenz des Stücks ist, das Voltaire in erster Linie als geschickt kaschierte Kritik an der katholischen Kirche verfasst hatte.
05.11.2017, 9.15 – 18.00 Uhr
Tag zu «Reformationen des Denkens, die uns noch bevorstehen»
An zwei Podien wird untersucht, ob die Genchirurgietechnik CRISPR unsere Vorstellungen von «künstlich» und «natürlich» verändern wird und ob wir uns «Intelligenz» im Zeitalter grosser Erfolge der KI-Forschung neu denken müssen. Nach einem einleitenden Vortrag des Philosophen Michael Schmidt-Salomon geht ein weiteres Podium der Frage nach, ob denn auch der Humanismus eine Reform benötige. ReligionsvertreterInnen sind eingeladen, Aussensichten einzubringen. Der Tag schliesst mit der Verleihung des Freidenker-Preises 2017 und einem Apéro.
Das Detailprogramm finden Sie hier