Die Kirche war bis zur Reformation die entscheidende Schnittstelle zwischen Mensch und Gott im Himmel – oder wo auch immer der jeweilige Heiland vermutet wurde. Sie ist ein öffentlicher Ort der Versammlung, der Vergebung aber auch der privaten Sehnsüchte und Trauer.
Mit dem Projekt The Church des Amerikaners Rob Pruitt (*1964) versucht die Kunsthalle Zürich konfessionelle Grenzen zu überwinden. Zum 500-jährigen Jubiläum der Reformation richtet sie in Zusammenarbeit mit dem bekannten Künstler einen eigenen, neuen Kirchenraum in ihren Räumlichkeiten im Löwenbräu-Kunstareal ein.
Das Projekt ist Ausstellung und Kirche in einem: The Church öffnet sich allen Konfessionen und steht ganz im Zeichen der Selbstorganisation der Gemeinde, wie sie von der Reformation und dem Protestantismus – in ihrer Abkehr von Rom und der päpstlichen Autorität – erfunden wurde. Oft genug war die Abhängigkeit vom Bild und Abbild ein Streitpunkt der Konfessionen. Die Kunsthalle – eigentlich der Idee des Bildes gewidmet – überwindet diesen Streit und definiert sich neu als Ort der Begegnung.
Gespräche führen, Reden schwingen, Musik hören und Feste feiern: Während der sechs Monate ist in Rob Pruitts The Church Platz für Konzerte, Aufführungen und Performances, für Workshops und Diskussionen. Aber auch für Lehrgänge von unten, für gesellschaftliche Experimente, und natürlich auch für Feste wie Weihnachten, Ostern und andere Anlässe, die gemeinsam laut und fröhlich aber auch still und heimlich begangen werden.
The Church bietet sich als Ort des kollektiven Aktivismus an, wie auch der persönlichen Kontemplation. Die alte Idee des Gotteshaues wird so zu einem Ort der Selbstermächtigung. Dazu ist jeder und jede herzlich eingeladen. Denn es sind die BesucherInnen, die The Church beleben und bestimmen.
www.kunsthallezurich.ch
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