Sie war die Ehefrau des Reformators Huldrych Zwingli. Ansonsten ist über Anna Reinhard kaum etwas bekannt. Der renommierte Regisseur Volker Hesse und Grossmünsterpfarrer Christoph Sigrist machen die frühe Vertreterin eines neuen Frauenbildes nun zur Heldin ihres Mysterienspiels. Der Rollenwechsel der Frau in der Öffentlichkeit und im privaten Bereich wird zu einer wichtigen Leistung der Reformation gezählt. Die Frau ist seither nicht mehr Unterworfene und potenzielle Verführerin zum Bösen, sondern selbstbewusste und kritische Persönlichkeit.
So zeigen Volker Hesse und Christoph Sigrist in der historischen Figur der Anna Reinhard eine durch und durch moderne Frau mit all ihren Zweifeln, Ängsten und Freuden. Als Protagonistin des Mysterienspiels lässt sie nach dem frühen Tod ihres Mannes auf dem Schlachtfeld ihr Leben mit ihm Revue passieren. Mit der Asche des Verbrannten ist seine Existenz nun zwar ausgelöscht, aber doch lebt er in der Erinnerung seiner Witwe weiter. «Er ist verstreut» wird so zum dramaturgischen Schlüssel des Schauspiels, das solistisch und chorisch von professionellen Schauspielern, Musikern und Laien uraufgeführt wird.
Mit dem mittelalterlich-barocken Mysterienspiel erweckt Christoph Sigrist eine uralte Theaterform, die mit der Reformation im protestantischen Raum zunächst verschwand, zu neuem Leben. Mit dem Komponisten Hans-Jürgen Hufeisen fand er für seine Idee den idealen musikalischen Partner und in Volker Hesse den gestandenen Theatermann, um aus der «Akte Zwingli – Ein Mysterienspiel» einen packenden Theaterabend rund um das Leben der Anna Reinhard, Huldrych Zwinglis und die Reformation zu gestalten.